Wasser­werke Pader­born
Wasserwerkegebäude Diebesweg

Diebesweg

Fünf Jahrzehnte ist es mittlerweile her, dass der erste Tropfen Tiefenwasser in die Paderborner Haushalte floss. Der Erschließung des Paderborner Tiefenwassersystems war ein akuter Wassermangel vorausgegangen. Die frühesten Klagen über die Wassernot kommen bereits aus dem Jahr 1955. Im Jahre 1967 unternahm der damalige Stadtwerkedirektor Theo Hederer entgegen der damaligen Schulmeinung der Fachwelt Versuche, Bohrungen in den sogenannten „Tiefen Karst“ vorzutreiben, um Aufschlüsse über mögliche Wasservorräte und deren Qualität zu erlangen.
Nach der damaligen wissenschaftlichen Meinung waren die Klüfte des Tiefengrundwasservorkommens am Ostrand des Münsterländer Beckens mit salzhaltigem Wasser gefüllt. Aufgrund der hohen Kosten für Aufschlüsse im Festgestein und wahrscheinlich auch wegen der Indizien in Form des salzhaltigen Padulus- und Jakobsbrunnens sowie der Ottilienquelle wurde die Versalzung als gegeben angesehen.
Die erste Probebohrung wurde bei einer Tiefe von 198 m erfolglos abgebrochen. Die Wasserergiebigkeit erreichte gerade mal zwei Eimer in der Stunde.

Die 1968 an anderer Stelle angesetzte Tiefbohrung 2 wurde ebenfalls bis 198 m abgeteuft. Es war kurz vor Weihnachten, als der Bohrmannschaft aus einer angeschlagenen Kluft unter artesischem Druck stehendes Wasser entgegen sprudelte. Im Gegensatz zur Bohrung 1 traten hier bei ansonsten gleicher Geologie stündlich etwa 6 m3 aus. Wenn auch zunächst das Ergebnis der Menge bescheiden war, ein wohlschmeckendes Trinkwasser mit minimalen Salzanteilen war gefunden. Durch vorsichtiges Nachbohren auf 212 m konnte die Ergiebigkeit schließlich auf 125 m3 pro Stunde gesteigert werden.
Jetzt wurde auch die vermeintliche Fehlbohrung bis auf 248 m nachgebohrt. Der Lohn dieser Mühe war ebenfalls ein einwandfreies Süßwasser mit einer erstaunlichen Ergiebigkeit von 325 m3 pro Stunde. Der Durchbruch für eine sowohl mengenmäßig als auch qualitativ sichere Trinkwasserversorgung für Paderborn war geschafft.

Danach begann dann die Nutzung des Wasserschatzes. In den nachfolgenden Jahren wurde bis 1981 mit sieben zusätzlichen Brunnen das Tiefenwasser weiter erschlossen. Hauptstandbein der Paderborner Trinkwasserversorgung ist seitdem das Wasserwerk Diebesweg mit seinen mittlerweile 10 Tiefbrunnen.
Dazu waren insgesamt 3.618 Bohrmeter erforderlich. Der letzte Tiefbrunnen wurde 2018 gebohrt. Der Tiefbrunnen 2 ist mit 450 Metern der tiefste Brunnen. Seitdem wurden rund 350 Mio. m3 Tiefenwasser gefördert. Das Wasser hat vom Ursprung her eine hervorragende Trinkwasserqualität und braucht deshalb nicht aufbereitet zu werden.

Zwischen 2000 und 2007 wurde im Rahmen des Wasserrechtsverfahrens ein umfangreiches Grundwassermodell für das Paderborner Tiefenwasser erarbeitet, das Auskünfte über den vorliegenden Grundwasserleiter und die Strömungsverhältnisse gibt. Um das Tiefenwasser nutzen zu können, muss es an die Erdoberfläche gepumpt werden. Dies geschieht durch sogenannte Unterwassermotorpumpen.
Wie der Name schon sagt, sind dies lange, schlanke und wasserdichte Pumpen, die sich im Brunnen unterhalb des Wasserspiegels befinden. Sie hängen an einer etwa rund 50 m langen Steigleitung, durch die das Wasser nach oben gefördert wird. Die Steigleitung besteht aus Edelstahl in Einzellängen von sechs Metern. Die Pumpen haben eine elektrische Leistung von 75 Kilowatt und können je nach Brunnenwasserstand zwischen 250 – 400 m3 in der Stunde aus dem Brunnen in die Trinkwasserbehälter fördern. Das ist der Inhalt von 10 großen Tankfahrzeugen.
Die Trinkwasserbehälter dienen als Zwischenspeicher bevor das Wasser durch weitere Netzpumpen in die Hochbehälter des Wasserversorgungsnetzes gefördert wird.

Das Tiefenwasser bewegt sich in ca. 285 m mächtigen, mit Spalten und Klüften durchzogenen, Kalksteinformationen. Diese wasserführende Schicht ist durch eine 165 m starke Deckschicht aus wasserundurchlässigem Mergel gut geschützt. Das hier gewonnene Tiefengrundwasser hat einen bis zu 8000 Jahre dauernden Fließweg hinter sich. Durch die lange Entwicklungszeit gewinnt das Wasser seine hohe Reinheit und hervorragende Qualität.